Neuerungen in der symptomatischen Parkinsontherapie und Hoffnung auf krankheitsmodifizierende Therapien
Der Welt-Parkinson-Tag erinnert alljährlich an den Geburtstag des britischen Arztes Dr. James Parkinson, der vor mehr als 200 Jahren unter der Bezeichnung „Schüttellähmung“ (Paralysis agitans) jene Erkrankung beschrieb, die heute unter seinem Namen geläufig ist. Allein in Österreich sind rund 25.000 Menschen von der Parkinson-Erkrankung betroffen, weltweit ist die Zahl der diagnostizierten Patient*innen von 2,5 Millionen im Jahr 1990 auf etwa 10 Millionen gestiegen. Ein wesentlicher Grund dafür ist die demografische Entwicklung mit einer zunehmenden Lebenserwartung. „Je früher die Diagnose der Parkinson-Krankheit gestellt werden kann, desto erfolgreicher kann in den Krankheitsprozess eingegriffen werden“, erklärt der Präsident der Österreichischen Parkinson-Gesellschaft (ÖPG) Univ.-Prof. Dr. Walter Pirker.
Medikamentöse Therapie
-Dopa ist weiterhin das wirksamste Parkinson-Medikament. Im frühen Stadium von Parkinson zeigt sich gemäß einer französischen Studie, die kurz vor der Publikation steht, dass der Einsatz von Amantadin das Auftreten von Dyskinesien verzögern kann. Die Studiendaten könnten zu einer Änderung der Therapieempfehlungen für das frühe Parkinson-Stadium führen. Im mittleren Erkrankungsstadium, wenn es um die Therapie motorischer Fluktuationen geht, gibt es mit Opicapon einen neuen COMT-Hemmer, der eine wesentliche Ergänzung des therapeutischen Armamentariums darstellt. International gibt es gegen Phasen schlechter Beweglichkeit neue Akut-Medikamente wie zum Beispiel das inhalative L-Dopa, das in Österreich leider noch nicht verfügbar ist. Dagegen könnte sublinguales Apomorphin in circa 1 bis 2 Jahren in Österreich verfügbar sein. Möglicherweise noch heuer könnten subkutane L-Dopa-Infusionen als neue Therapieform für motorische Komplikationen in Österreich Einzug halten. Große Hoffnung geben auch Studien zu krankheitsmodifizierenden Therapien. Für eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs gibt es verschiedene Angriffspunkte. Einerseits Alpha-Synuclein, das wesentlich in den Entstehungsprozess der Erkrankung involviert ist. Versucht wird zum Beispiel, die Ablagerungen von Alpha-Synuclein durch immunmodulatorische Therapien zu beeinflussen. Dies kann durch eine Impfung oder durch eine passive Immunisierung mit Antikörperinfusionen erfolgen. Auch kann versucht werden, die Aktivität der Lysosomen mit verschiedenen Strategien zu beeinflussen. Das fängt bei Gentherapien an und reicht bis zum Einsatz von oralen Medikamenten, mit denen die Aktivität der Glukozerebrosidase B und der LRRK2-Kinase-Aktivität beeinflusst wird. Mehrere große internationale Studienprojekte zur Krankheitsmodifikation bei Morbus Parkinson laufen zurzeit an.
Bewegungstherapie und Pflege von großer Bedeutung
Die Parkinson-Therapie stützt sich auf zwei Säulen: Neben der medikamentösen ist auch die Bewegungstherapie von großer Bedeutung. Dabei unterstreichen immer mehr Studien deren gute Wirksamkeit. Ein weiterer wichtiger Punkt für die ÖPG und für die Österreichische Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) ist die Pflege. „Uns als ÖGN ist es ein großes Anliegen, dass die Betreuung der Patient*innen besser abgegolten wird. Dabei sollten die MEL-Leistungen sowohl im ambulanten als auch im stationären Setting im Krankenhaus sowie auch im niedergelassenen Bereich verbessert werden. Ein großes Problem stellt die komplexe und zeitintensive Betreuung der Parkinson-Patient*innen dar. Diese ist in der Erstattung bedauerlicherweise nicht abgebildet und sollte rasch geändert werden“, so ÖGN-Präsident Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Christian Enzinger abschließend.