Die ÖGN trauert um Eberhard Deisenhammer

Nachruf

a.o.Univ.-Prof. Dr. Eberhard Deisenhammer, Wirklicher Hofrat i.R.

Am 14.01.2018 ging Univ.-Prof. Dr. Eberhard Deisenhammer für immer von uns, ein Pionier der Neurologie und Neuronuklearmedizin in Oberösterreich und darüber hinaus.

Geboren am 06.02.1933 in Vöcklabruck wuchs er im Salzkammergut auf und studierte nach seiner Matura an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck, wo er 1958 zum Dr.med.univ. promovierte.

Seine ärztliche Tätigkeit nahm er als Turnusarzt im KH Braunau auf, wechselte aber nach wenigen Monaten zunächst als wissenschaftliche Hilfskraft ans pharmakologische Institut der Universität Wien, später als Ausbildungsarzt in die Neurologie. In November 1966 begann er als Facharztassistent für Nerven- und Geisteskrankheiten an der Landesheil- und Pflegeanstalt Niedernhart, der späteren Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg – dem heutigen Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums. 1978 wurde ihm der Berufstitel außerordentlicher Universitätsprofessor verliehen, im gleichen Jahr übernahm er das Primariat des Instituts für Nuklearmedizin und Neurophysiologie. 1992 wurde er auch zum Leiter der Abteilung für Neurologie am Wagner-Jauregg-Krankenhaus und zum Stellvertreter des ärztlichen Direktors. Im gleichen Jahr wurde ihm der Amtstitel Wirklicher Hofrat verliehen. Am 01.01.1999 trat er nach fast 33-jähriger Tätigkeit am Wagner-Jauregg-Krankenhaus in den Ruhestand. Auch im Ruhestand blieb er fachlich aktiv und wurde für viele Jahre medizinischer Direktor der Rehabilitationsklinik Jesuitenschlößl in Passau.

Prof. Deisenhammer hat die Entstehung und Ausrichtung der Neurologie am Wagner-Jauregg-Krankenhaus maßgeblich mitbestimmt. Als fachlich international anerkannter Experte für Neurologie legte er die Grundsteine für einige der noch heute existierenden Schwerpunkte der Abteilung. So war er mit der Einrichtung der Stroke Unit ein Pionier der heutigen Schlaganfallversorgung, unter seiner Leitung wurde die erste Thrombolyse in der Schlaganfalltherapie im Hause durchgeführt und auch schon in Zusammenarbeit mit den Radiologen interventionelle Schlaganfalltherapie betrieben. Auch das noch heute existierende epilepsiechirurgische Programm wurde seinerzeit zusammen mit der Neurochirurgie etabliert. Damit waren die Grundsteine für den Auf- und Ausbau dieser Schwerpunkte gelegt, die noch heute nationale und internationale Reputation genießen. Eine besondere Bedeutung hat auch seine Rolle als Mitstreiter und Planer für das neue und heutige hochmoderne Krankenhaus am Neuromed Campus, dessen Bau zu seiner Amtszeit begonnen wurde und das im Jahr 2002 bezogen wurde.

Als Facharzt für Nuklearmedizin etablierte er die neuro-nuklearmedizinische Abteilung am Wagner-Jauregg-Krankenhaus. Eine ebenfalls visionäre Entscheidung, die auch im nationalen und internationalen Vergleich eine Besonderheit darstellt.

Die Entwicklung der Neurologie war Prof. Deisenhammer nicht nur lokal, sondern auch international ein großes Anliegen. So war er einer der Mitbegründer der europäischen Föderation neurologischer Fachgesellschaften (European Federation of Neurological Societies – EFNS), deren Generalsekretär er von 1992 bis 2001 und Schatzmeister von 2002 bis 2007 war. Auch danach blieb er der EFNS und der späteren European Academy of Neurology (EAN) als Archivist bis 2016 treu.

Mit Prof. Deisenhammer verliert die oberösterreichische und europäische Neurologie und Neuro-Nuklearmedizin einen Pionier, Vordenker, Weichensteller und exzellenten Kliniker. Wir werden seine Errungenschaften in Ehren halten und ihn als Experten und Mensch nie vergessen.

Prof. Deisenhammer war zwei Mal verheiratet, er hinterlässt seine zweite Ehefrau und drei erwachsene Kinder.