Internationale Tag der Epilepsie

Neuromodulatorisches Verfahren bringt Hoffnung für Epilepsie-Patient*innen

Neuromodulatorisches Verfahren bringt Hoffnung für Epilepsie-Patient*innen

Am 13. Februar 2023 findet der internationale Tag der Epilepsie statt. Die Österr. Gesellschaft für Epileptologie organisiert am 28. Februar eine digitale Informationsveranstaltung.Wien (OTS) – Epilepsie ist eine der häufigsten, chronischen neurologischen Erkrankungen, von der weltweit etwa 50 Millionen und in Österreich ca. 80.000 Menschen betroffen sind. Die Krankheit ist durch wiederkehrende epileptische Attacken gekennzeichnet. Epilepsie ist ein Überbegriff für eine Vielzahl verschiedenster Anfälle, die durch unterschiedliche Ursachen, wie strukturelle Veränderungen am Gehirn, aber auch genetische, stoffwechsel-, erregerbedingte oder immunvermittelte Ursachen ausgelöst werden können.

Dabei sind die Gründe für die Epilepsie in verschiedenen Altersgruppen sehr unterschiedlich.

„Auslöser von Epilepsien in der Kindheit sind meist Entwicklungsstörungen des Gehirns aus genetischen oder metabolischen Gründen. Im Alter sind die Ursachen eher vorangegangene Hirnschädigungen durch beispielsweise Schlaganfall, Demenzerkrankungen oder ein Schädel-Hirn-Trauma. Auch Hirnentzündungen können eine Epilepsie nach sich ziehen“, so der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Christian Enzinger, MBA.

Die epileptischen Anfälle sind in der Regel kürzer als zwei Minuten und treten häufig, mit einer anschließenden Phase der Erholung, über mehrere Minuten auf. Selten können diese aber auch über Stunden andauern.

Dauert der Anfall länger als fünf Minuten, kann es sich um einen sogenannten „Status epilepticus“ handeln – einen Anfall, der andauert und eine medizinische Intervention zur Unterbrechung benötigt. Dabei sollte dann auf alle Fälle die Rettung alarmiert werden.

„Durch gleichzeitige unkontrollierte, elektrische Entladungen vieler Millionen Nervenzellen im Gehirn entstehen die epileptischen Anfälle. Je nachdem, wo diese starten und welche Hirnregionen involviert sind, können die Anfälle sehr unterschiedlich sein. Dies reicht von kurzen, ungewöhnlichen Gefühlsempfindungen, über Aussetzer oder Episoden von automatisierten Handlungsabläufen, bis hin zum großen generalisierten Anfall, der mit Bewusstseinsstörungen, Zucken aller vier Extremitäten und Schaum vor dem Mund einhergeht“, so die Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Epileptologie, Univ.-Prof.in Dr.in med. univ. Ekaterina Pataraia, MBA

Das Ziel einer Behandlung von epilepsieerkrankten Personen ist ein Maximum an Lebensqualität zu erreichen, und zwar unter Anfallsfreiheit und ohne Nebenwirkungen. „Die neuromodulatorischen Verfahren kommen bei Betroffenen zur Anwendung, die trotz neuer Medikamente weiter Anfällle haben. Beobachtungsstudien haben dadurch eine Verringerung der Anfälle um bis zu 50% gezeigt, und bei Langzeitbeobachtungen war die Erfolgsrate noch höher. Neben der seit fast drei Jahrzehnten etablierten Vagusnervstimulation wird immer häufiger auch die sogenannte tiefe Hirnstimulation angewendet. Eine vielversprechende Technologie der nächsten Generation ist das Subskalp-EEG, das einerseits für die Langzeit-Ableitungen so wie auch für die fokale transkranielle Stimulation angewendet werden kann und kürzlich in Europa zugelassen wurde“, so Univ.-Prof. Dr. Ekaterina Pataraia, MBA. Damit ergeben sich wesentliche neue Behandlungsoptionen an spezialisierten Zentren.

Im Mai 2022 wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) der intersektorale Globale Aktionsplan (IGAP) zu „Epilepsien und anderen neurologischen Erkrankungen“ ratifiziert. Dadurch verpflichtet die WHO ihre Mitgliedstaaten die nationalen Pläne zur Verbesserung der Diagnose, Behandlung, Versorgung und Prävention der neurologischen Erkrankungen zu entwickeln und zu implementieren, wobei die Betroffenen ins Zentrum aller diesen Bemühungen gestellt werden sollten. „Der intersektorale globale Aktionsplan zeigt ganz klar, dass neurologische Erkrankungen wie beispielsweise die Epilepsie einen höheren Stellenwert in der Bevölkerung wie auch in der Politik benötigen. Durch Prävention und Bewusstseinsbildung können viele Erkrankungen verhindert, deren Folgen minimiert oder diese bereits im Frühstadium entdeckt und behandelt werden. Dies erspart den Betroffenen und deren Angehörigen großes Leid und dem Gesundheitssystem enorme Kosten“, so Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Christian Enzinger, MBA abschließend.

Die Österreichische Gesellschaft für Epileptologie veranstaltet am 28. Februar 2023 eine virtuelle Informationsveranstaltung über die Erkrankung, Diagnostik, und State-of-the-Art Behandlung. Die Veranstaltung ist kostenlos, die Anmeldung kann über die Webseite www.tag-der-epilepsie.at erfolgen.

Über die Österreichische Gesellschaft für Neurologie

Die Österreichische Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) ist die Organisation österreichischer NeurologInnen. Sie vertritt die Interessen von NeurologInnen in standespolitischen und wissenschaftlichen Belangen, fördert die Neurologie in Aus- und Fortbildung, Lehre und Forschung. Sie betreibt Öffentlichkeitsarbeit und betreibt die Zusammenarbeit zwischen anderen Berufsgruppen, PatientInnen und anderen Interessensträgern.

Die ÖGN wurde im Jahre 2000 aus der vorausgehenden Österreichische Gesellschaft für Neurologie und Psychiatrie gegründet. Damals wurden die Fächer Neurologie und Psychiatrie wie in vielen anderen Ländern entsprechend dem medizinischen Vorsprung getrennt. In den Jahren seit 2000 hat sich die ÖGN zu einer starken Stimme der Neurologie in Österreich entwickelt.

Als Fachgesellschaft vertritt sie österreichische NeurologInnen in der World Federation of Neurology (WFN), der European Academy of Neurology (EAN) und der Union of European Medical Specialists (UEMS), sowie einer Reihe anderer Fachgesellschaften. www.oegn.at