Die österreichische Gesellschaft für Neurologie betrauert den Tod des weltweit eines Ihrer bedeutendsten Mitglieder, Herrn em. Univ.-Prof Dr. Dr hc mult Franz Gerstenbrand, der am 30. Juni 2017 für immer von uns gegangen ist.
Franz Gerstenbrand wurde 1924 in Hof geboren. Nach dem Medizinstudium trat er in die Psychiatrisch-Neurologischen Universitäts-Klinik Wien ein – geführt von Prof. Hans Hoff ein. Als Schüler von Hoff hatte er großes Interesse an Hirnverletzungen und gründete in Wien eine Einheit zur Versorgung von Patienten mit schweren Schädel-Hirn-Traumen. 1967 veröffentlichte Gerstenbrand seine Habilitationsschrift: “Das traumatische apallische Syndrom”, die ihn weit über die grenzen Österreichs bekannt machte. 1975 wurde er zum Leiter von (Rosenhügel) und 1976 zum ersten Ordinarius für Neurologie and der Medizin Fakultät in Innsbruck bestellt. Franz Gerstenbrand leitet die dortige Klinik bis zum Jahre 1994 und konnte zahlreiche Impulse für die Entwicklung der modernen Neurologie setzen, Hierzu zählen seine erfolgreiche Anbindung der Neuro-Bildgebung and die Klinik mit Gründung eines interdisziplinären Neuro-CT Instituts ebenso wie die Gründung der ersten neurologischen Intensivstation in Österreich.
Darüber hinaus entwickelte er eine gute Zusammenarbeit mit dem russischen Institut für Weltraumphysio- und -neurologie: Institut für Biomedizinische Probleme in Moskau. Über diese Zusammenarbeit gelang es ihm mit Mitarbeitern (u.a. Prof. Meinhard Berger) Österreich in der Weltraumneurologie zu positionieren, Aktivitäten die im Austromir Projekt 1991 gründeten. Dieses Projekt wurde mit der Mission Sojus TM-13 zur MIR Raumstation durchgeführt. Die Mission lieferte eine derart große Menge an Daten, daß sie bis zu 15 Jahre später ausgewertet wurden.
1962 gründete Franz Gerstenbrand das Donau – Symposium für Neurologie- eine zu dieser Zeit des kalten Krieges weitsichtige Initiative um die Neurologie in Ost und West zusammenzuführen. Diese seine Vision fand ihre Fortsetzung und Übertragung auf Europa als ganzes mit der von ihm mitbegründeten European Federation of Neurological Societies, deren Nachfolgeorganisation European Academy of Neurology nun die Neurologie ganz Europas vertritt.
Auch nach seiner Emeritierung in Innsbruck arbeitete Franz Gerstenbrand an internationalen Forschungskooperationen und initiierte Forschungsprojekte.
Franz Gerstenbrand erhielt zahlreiche Ehrungen. Eine Auswahl:
- 1997: Ehrendoktorat der Karls-Universität Prag
- 2001: Ehrensenator der Donau-Universität Krems
- 2002: Südmährischer Kulturpreis
- 2003: Ehrendoktorat der Aristoteles-Universität Thessaloniki
Mit Franz Gerstenbrand verlieren wir einen der berühmtesten Neurologen Österreichs. Er verstarb am 30. Juni 2017 im Kreise seiner Familie in Wien.
Unser herzliches Mitgefühl gilt seiner Witwe Gudrun Gerstenbrand und seinen Kindern.
Im Namen des Vorstands der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie